Daniel Barenboim und das West-Eastern Divan Orchestra „Beethoven für Alle“

Ludwig van Beethoven 
Wer je eine schändliche Versuchung unterdrückt oder beschämende Triebe erfolgreich bekämpft hat, wird die Musik Beethovens verstehen. Wer je von der ergreifenden Schönheit der Natur beseelt worden ist, wird die Musik Beethovens verstehen. Wer je einsame Tränen über einen schmerzlichen Verlust geweint oder im großen Kreis bis zum Bauchweh gelacht hat, wird die Musik Beethovens verstehen. Denn wenn es jemals einen Komponisten gab, der tief in das Wesen der Menschlichkeit blickte und dann seine Erkenntnis in all ihrer Komplexität zum Ausdruck brachte, dann war es Beethoven.

Komplexität ist auch ein angemessenes Attribut, um einen Mann zu beschreiben, der voller Widersprüche steckte. Seine Karriere als Klaviervirtuose und Dirigent setzte ein perfektes Gehör voraus, doch bereits in seinen zwanziger Jahren setzte eine deprimierende, zur Taubheit führende Schwerhörigkeit ein. Er sehnte sich nach Freundschaften, kämpfte jedoch erbittert mit jedem — nur um sich gleich wieder zu versöhnen. Als Vormund seines Neffen beharrte er darauf, dass sich der junge Mann mit geziemendem Anstand aufführte, doch er selbst lebte unter derart erbärmlichen Zuständen, dass alle, die ihn kannten, erschüttert waren. Er verliebte sich nur in hochgeborene Frauen, die für ihn unerreichbar waren, sodass seine Gefühle nie uneingeschränkt erwidert wurden.
Er war ein Mann, der sich das Leben wahrlich nicht leicht machte. Aber dann wiederum hört man den spielerischen Schwung im Scherzo seiner 3. Sinfonie oder die bezaubernde Melodie, die im langsamen Satz des 5. Klavierkonzerts hinter Tränen zu lächeln scheint, und man erkennt: Das Leben mag ihm schwergefallen sein, aber er liebte es auch.

Ludwig van Beethoven wurde im Dezember 1770 in Bonn geboren. Sein Vater Johann, ein Musiklehrer und Tenorsänger, erkannte schon bald die ungewöhnliche musikalische Begabung des Jungen und drängte ihn zu öffentlichen Auftritten und ersten Kompositionen. Aber es war eine schwierige Kindheit. Der Vater war ein Furcht erregender Mann, der zur Trunksucht neigte und dann brutal in Rage geriet; nach dem Tod seiner Frau Maria im Jahre 1787 verfiel er dem Alkohol noch hemmungsloser. Da Maria versucht hatte, die Familie so gut wie möglich vor der Gewalttätigkeit ihres Mannes zu schützen, war ihr Tod für Ludwig emotional ein schwerer Verlust. Zudem war der Junge plötzlich gezwungen, die Rolle des Familienoberhaupts zu übernehmen.

1789 wandte sich der 18-jährige an den Arbeitgeber seines Vaters und beantragte die Verfügungsgewalt über dessen halbes Einkommen, damit er für die Familie sorgen konnte. Verständlicherweise war die Trauer nicht groß, als Johann drei Jahre später verstarb.
All dies spielte sich vor dem Hintergrund politischer Umwälzungen ab. Nach der französischen Revolution hatten die Koalitionskriege ganz Europa überzogen, und als Heißsporn war Beethoven von den Freiheits- und Gleichheitsidealen begeistert.
Unterdessen machte er künstlerische Fortschritte. 1792 begegnete er Haydn, und unterstützt von den adligen Förderern, die er mit seiner Musik beeindruckt hatte, zog er nach Wien, um sich von dem renommierten Komponisten unterrichten zu lassen. 
Zunächst folgten seine Stücke dem Vorbild Mozarts und Haydns. Einen guten Eindruck vom damaligen Schaffen Beethovens vermitteln die ausgedehnte Melodie der “Grande Sonate pathétique”, das heitere Finale des 1. Klavierkonzerts und das Drängen des 3. Klavierkonzerts.

Auch die berühmte “Mondschein-Sonate” stammt aus dieser Zeit. Was hier bereits an Drama und Emotionalität auftritt, gehorcht noch den Regeln. Es herrschen formale Zwänge. Aber das sollte sich bald ändern.
1796 waren die ersten Anzeichen der Ertaubung auf, und 1802 begab sich Beethoven schließlich nach Heiligenstadt (ein Kurort nicht weit von Wien), um sich heilen zu lassen. Die Hoffnungen zerschlugen sich, und in seinem sogenannten “Heiligenstädter Testament” offenbarte er tiefe Verzweiflung: Nur seine Kunst hielt ihn davon ab, sich das Leben zu nehmen, und sein feuriges Temperament machte ihm selbst zu schaffen. Es war das ergreifende Geständnis einer zerrissenen Seele, die um Frieden rang. 
Die innerlichen Kämpfe bewirkten eine noch tiefere Reifung des emotionalen und dramatischen Gehalts seiner Musik, und Beethoven begann, sich über die Gebote der Form hinwegzusetzen. Es schien mehr auf dem Spiel zu stehen als je zuvor: Es galt, Zweifel unerschrocken zu bewältigen, wider alle Erwartungen Freude abzunötigen, dem Schicksal die Stirn zu bieten. Hören Sie die stürmische Eröffnung der “Appassionata”-Sonate und Sie spüren einen neuen Zug von Heroismus. Das Ringen, das nur Beethoven musikalisch umzusetzen wusste, stieß universal auf Anklang. Im 2. Weltkrieg symbolisierten die Rundfunksender der Alliierten mit den vier berühmten Anfangsnoten der 5. Sinfonie den Kampf um den Sieg. Die Feinde Deutschlands fanden Mut und Trost in der Musik eines deutschen Komponisten!

Aber nicht nur die Dramatik Beethovens nahm zu, sondern auch seine Freude an Heiterkeit und Unbeschwertheit. Der Kopfsatz der 6. Sinfonie ist eine perfekte Lautmalerei von der freudigen Ankunft auf dem Lande, und bei den kichernden Trillern zu Beginn des Rondos im 4. Klavierkonzert muss man unwillkürlich lächeln. Die 7. und 8. Sinfonie stammen ebenfalls aus dieser Zeit. 
Es zeugt von der Menschlichkeit Beethovens, dass Kenner und Laien gleichermaßen an all diesen Werken ihre Freude haben können. Für sein späteres Schaffen gilt dies nicht mehr unbedingt. Einige seiner Kompositionen stießen bei Zeitgenossen auf Unverständnis, als er immer mehr “Regeln” verletzte, und selbst heute sind sie nicht jedem Neuling gleich zugänglich. Doch dann legte Beethoven 1824 (drei Jahre vor seinem Tod) seine letzte Sinfonie vor, die monumentale Neunte, und in ihr sprach er alle, die es hören wollten, geradewegs mit Freude und Menschenliebe an. Der hier enthaltene Finalsatz baut auf einer Vertonung von Schillers “Ode an die Freude” auf. Das Werk steht als würdiges Denkmal für einen Komponisten, der seine Taubheit heldenhaft überwand und keine Finsternis fand, die nicht durch die Macht der Musik erhellt werden konnte.
Warwick Thompson / Übersetzung Andreas Klatt

Das West-Eastern Divan Orchestra (WEDO)

Seit mehr als 10 Jahren ist das West-Eastern Divan Orchestra eine feste Größe in der internationalen Musikwelt. 1999 rief Daniel Barenboim, gemeinsam mit dem palästinensischen Literaturwissenschaftler Edward Said, ein Orchester ins Leben mit dem Ziel, den Dialog zwischen den verschiedenen Kulturen des Nahen Ostens durch die Erfahrungen gemeinsamen Musizierens und des Zusammenlebens zu ermöglichen.
Sie benannten Orchester und Workshop nach Johann Wolfgang von Goethes Sammlung von Gedichten „West-östlicher Divan“, einem zentralen Werk für die Entwicklung des Begriffs der Weltkultur.

Die ersten Arbeitsphasen fanden in Weimar und Chicago statt, im Jahre 2002 konnte Sevilla als fester Sitz des Orchesters gewonnen werden, wo es großzügige Unterstützung vonseiten der andalusischen Regierung (Junta de Andalucía) erhält.

Das Orchester besteht zu gleichen Teilen aus israelischen und arabischen Musikern sowie einigen Spaniern. Die Musiker kommen jeden Sommer zu Probenphasen, angereichert mit Vorträgen und Diskussionen, in Andalusien zusammen, bevor sie auf eine internationale Konzerttournee gehen.

In den Jahren seines Bestehens hat das Projekt immer wieder belegt, dass Musik vermeintlich unüberwindbare Barrieren abbauen kann. Der einzige politische Aspekt der Arbeit des West-Eastern Divan Orchestra ist die Überzeugung, dass es keine militärische Lösung des Nahostkonfliktes geben kann und das die Schicksale von Israelis und Palästinensern untrennbar miteinander verbunden sind. Durch seine schiere Existenz beweist das West-Eastern Divan Orchestra, dass es möglich ist, Menschen zum gegenseitigen Zuhören zu bewegen.
Musik allein kann selbstverständlich nicht den arabisch-israelischen Konflikt lösen. Jedoch gibt sie dem Einzelnen das Recht und die Verpflichtung, sich vollständig auszudrücken und dabei dem Nachbarn Gehör zu schenken. Auf den Prinzipien von Gleichheit, Kooperation und Gerechtigkeit für alle beruhend, stellt das Orchester ein Alternativmodell zur derzeitigen Situation im Nahen Osten dar.
Bisherige Konzerte führten das West-Eastern Divan Orchestra unter anderem in die Berliner Philharmonie, das Teatro alla Scala in Mailand, den Musikverein in Wien, die Carnegie Hall in New York, das Tschaikowsky-Konservatorium in Moskau, das Hagia Eirene Museum in Istanbul, den Salle Pleyel in Paris, den Plaza Mayor in Madrid und das Teatro Colón in Buenos Aires sowie in die Generalversammlung der Vereinten Nationen anlässlich der Verabschiedung des Generalsekretärs Kofi Annan am 18. Dezember 2006 in New York.
Zudem ist das Orchester regelmäßiger Gast bei den BBC Proms und den Salzburger Festspielen.

Das West-Eastern Divan Orchestra hat zahlreiche CDs und DVDs eingespielt, z.B. Tschaikowskys Sinfonie Nr. 5, Verdis Ouvertüre aus „La Forza del Destino“ und der Valse Triste von Sibelius (2004), Beethovens Sinfonie Nr. 9 (2006) oder das symbolträchtige Konzert im Kulturpalast von Ramallah (2005).

2011 erschien eine Aufnahme von Schönbergs Variationen für Orchester op. 31 und Tschaikowskys Symphonie Nr. 6 sowie eine DVD mit Mozarts Sinfonia Concertante / Beethovens Leonoren Ouvertüre und Schönbergs Variationen für Orchester op. 31 / Tschaikowskys Symphonie Nr. 6. Die Dokumentation “Knowledge is the beginning” von Paul Smaczny wurde mehrfach international ausgezeichnet, so mit einem Emmy Award im Jahr 2006.

Das West-Eastern Divan Orchestra 2012
Auch im Jahr 2012 legt das Orchester seinen Fokus auf einen Zyklus aller Sinfonien Ludwig van Beethovens. Begleitend dazu wird im Mai 2011 eine Gesamtaufnahme der Sinfonien bei Decca Classics erscheinen. Darüber hinaus wird das WEDO im Mai zum dritten Mal für Konzerte und Workshops nach Katar reisen.
Die Sommer-Tour im Juli bringt die Musiker in zahlreiche europäische Städte. Highlights sind die Fortsetzung des überaus erfolgreichen Open-Air Konzerts in der Waldbühne Berlin (mehr Informationen unter www.waldbuehnenkonzert.de) und eine Aufführung aller Beethoven-Sinfonien in der Royal Albert Hall als Teil der BBC Proms.

Daniel Barenboim und das WEDO – Live:
10.07.2012, München, Philharmonie im Gasteig
29.07.2012, Berlin, Waldbühne

Artist:  Daniel Barenboim und das West-Eastern Divan Orchestra
Release: Beethoven Für Alle
VÖ: 15.06.2012
Label: Decca / Universal Music
Formate: 2xCD „Best Of“, 5xCDBox „Symphonies 1-9“ und alle digitalen Formate

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Daniel Barenboim: Beethoven for All – Symphonies (Trailer)