Buddy Holly „Listen to me“ – All-Stars-Tribute-Projekt der Extraklasse

Brian Wilson, Ringo Starr, Jeff Lynne, Stevie Nicks, Jackson Browne, Linda Ronstadt, Lyle Lovett und Imelda May, Chris Isaak, Cobra Starship, The Fray u.v.a. zollen der Musikerlegende auf diesem „All-Star-Project“ Tribut.

„In the whole of rock ‘n’ roll history, he’s in the top 10!” Ringo Starr

Buddy-Holly-Listen-To-Me-CDCover-px400Leadgitarre, Rhythmusgitarrre, Bass, Schlagzeug. Diese Standard-Formation einer Rock’n’Roll-Band verdankt sich nicht irgendwem, sondern dem legendären Buddy Holly, dem neben John Lennon und Elton John wohl berühmtesten Musiker mit Brille. Dass die Beatles diese Bandformation übernahmen, ist nur eine von vielen Anekdoten, die sich um das Leben und Werk des Mannes aus Lubbock, Texas ranken. Mit dem Tribute-Album „Listen To Me: Buddy Holly“, das in den USA zum 75. Geburtstag der so früh verstorbenen Musikerlegende erschien, liegt nun auch hierzulande das hochkarätig besetzte Cover-Album vor, das die zeitlose Klasse der Buddy-Holly-Evergreens wie „Peggy Sue“, „That’ll Be The Day“ und „Not Fade Away“ einmal mehr unterstreicht. Die Liste, der auf diesem Album mitwirkenden Musiker(innen), liest sich wie ein generationsübergreifendes Konzentrat der Rockgeschichte: Angefangen von den beiden Sixties-Pop-Großmeistern Brian Wilson und Ringo Starr, über Seventies-Rock-Koryphäen wie Jeff Lynne, Stevie Nicks und Jackson Browne, Country-Legionäre wie Linda Ronstadt, Lyle Lovett und Imelda May bis hin zu Rock’n’Roll-Revival-Crack Chris Isaak, den zeitgenössischen Popbands Cobra Starship und The Fray, sowie Szene-Jungstars Patrick Stump (Fall Out Boy) und Zooey Deschanel (She & Him), sie alle zollen dem genialen Mann mit der Brille auf diesem Album, mit mitreißenden Adaptionen seiner Klassiker, ihren Tribut.

Buddy-Holly-Listen-To-Me-CDCover-Back-px400Buddy Holly ist nicht nur einer der am häufigsten gecoverten Künstler der Rock’n’Roll-Geschichte, sein Einfluss auf die Entwicklung der populären Musik geht weit über sein Schaffenswerk hinaus, nicht nur weil seine Songs bei Generationen von Fans ungebrochen hoch im Kurs stehen. Er war einer der ersten Rock’n’Roller, der seine eigenen Songs schrieb. Und er war einer der ersten Musiker, der auch seine eigenen Kompositionen produzierte. Zu seinen weiteren Pionierleistungen zählen der Einsatz von Mehrspurverfahren bei Gitarrenaufnahmen, das sogenannte Overdubbing des Gesangs sowie andere technische Studiotricks. Last but not least gründete er kurz vor seinem Tod eine eigene Produktionsfirma, Prism, mit der er – auch wenn er damals selbst erst 22 Jahre alt war – junge Künstler fördern wollte. Sein früher Tod am 3. Februar 1959, als er gemeinsam mit seinen Musikerkollegen Ritchie Valens und The Big Bopper bei einem Flugzeugabsturz tödlich verunglückte, hat die Mythenbildung um diesen Musiker, der innerhalb weniger Jahre ein großes, nachhaltig wirkendes musikalisches Vermächtnis hinterlassen hat vielleicht nur noch gesteigert. Im Gegensatz zu gutaussehenden Künstlern, wie Elvis Presley, wirkte Buddy Holly geradezu durchschnittlich und änderte gerade durch diese normale Ausstrahlung das Star-Image nachhaltig.

Die Magie von Buddy-Holly-Songs, wie „That’ll Be The Day“ (übrigens der erste Song, den die Beatles jemals aufnahmen)  und „Not Fade Away“ (einer der ersten Chart-Hits der Rolling Stones) hat sich nicht nur auf die Zeitläufe der Rockgeschichte ausgewirkt, sie ist auch auf jedem Song des vorliegenden Albums spürbar. Ausführender Produzent des Tribute-Albums ist Peter Asher, der seine Musikerkarriere in den 1960ern mit dem Duo Peter & Gordon begann und zeitlebens ein riesiger Buddy-Holly-Fan gewesen ist und einer der größten Kenner seiner Songs ist. Nach seiner Musikerkarriere avancierte Peter Asher (wie Holly ein Brillenträger) zum begehrten Produzenten, der unter anderem Linda Ronstadt, James Taylor, Cher, Bonnie Raitt und die 10.000 Maniacs produzierte. Neben etlichen Grammys für diverse Alben anderer Künstler wurde Asher 1977 und 1989 als Produzent des Jahres ebenfalls mit dieser begehrten Trophäe ausgezeichnet. Auch als Manager für die Musikindustrie knüpfte er zahlreiche Künstlerkontakte, die ihm nun auch als Gastgeber des Projekts „Listen To Me: Buddy Holly“ zugute gekommen sind.

Neben der Produktion des Albums fungierte Asher gemeinsam mit Chris Isaak auch als Conferencier der „Ultimate Buddy Party“, einem starbesetzten Galakonzert, das am 7. September 2011, am 75. Geburtstag von Buddy Holly, in der Music Box in Hollywood ausgerichtet wurde. Neben vielen an dem Album mitwirkenden Musikern waren an diesem Abend auch Paul Anka, Graham Nash, Boz Scaggs und Phil Everly zu Gast. „Überragende Darbietungen…Rockgeschichte!“, urteilte der Rolling Stone über das Konzert. An diesem Abend bekam Buddy Holly zudem seinen wohlverdienten Stern auf dem Hollywood Walk of Fame.

Den Auftakt auf dem vorliegenden Album macht Stevie Nicks, die stimmlich unverwechselbare Grande Dame des US-Rock, die im Herbst mit Fleetwood Mac für einige Arena Shows zu uns kommt. Bei ihrer superben Interpretation von „Not Fade Away“ wird sie unter anderem von Waddy Wachtel und Russ Kunkel unterstützt. Aus der Zeit gefallen scheint Pat Monahan von der Band Train, der seiner Version von „Maybe Naby“ einen mitreißenden Doo-Wop-Flair verleiht. Brian Wilson setzt bei „Listen To Me“ auf die für ihn archetypischen himmlischen Gesangsharmonien und kreiert so ein Musterbeispiel sonnigen Kalifornien-Pops. Die irische Country-Sängerin Imelda May zeigt sich bei „I’m Looking For Someone To Love“ von ihrer temperamentvollen Seite und brilliert als lupenreine Rock’n’Roll-Croonerin. Jackson Browne demonstriert hingegen bei seinem einfühlsamen, mit wunderbarer Slide-Gitarre unterlegten „True Love Ways“, dass viele Songs von Buddy Holly im Country verwurzelt waren. Sehnsuchtsvoller klingt höchstens nur noch Chris Isaak bei seiner zart schmelzenden Interpretation von „Crying Waiting Hoping“.

Einen Schuss modernen Popflair bringen junge Bands wie Cobra Starship und The Fray ins Spiel. In der erstgenannten Band spielt auch Peter Ashers Tochter Victoria. Gabe Saporta, der Leadsänger von Cobra Starship, wartet mit einer brillanten Intonation auf, die im Duett mit Victoria Asher zu einem verblüffenden Ergebnis führt: Diese „Peggy Sue“ hat Hit-Potential! The Fray verwandeln hingegen „Take Your Time“ in eine moderne Popballade mit einem zarten Hauch von Rhytm’n’Blues. Ringo Starr wiederum serviert „Think It Over“ mit unglaublicher Lässigkeit und schafft so eine humorvoll-charmante Neuinterpretation. Linda Ronstadt, die bereits 1976 „That’ll Be The Day“ aufnahm (damals produzierte Peter Asher ebenfalls!) und damit einen ihrer größten internationalen Hits landete, hat den Holly-Alltime-Classic neuerlich mit Bravour interpretiert.

Jeff Lynne scheint bei seiner sixties-pointierten Version von „Words Of Love“ dagegen eher an die Beatles gedacht zu haben, was der Komposition gleichwohl durchaus zugute kommt. Lyle Lovett, exzellenter Singer-Songwriter des Alternative-Country, füllt „Well…All Right“ mit seinem warmen Timbre, ohne jedoch den nötigen Biss in der Produktion missen zu lassen. Eine ganz andere Herangehensweise offenbart Natalie Merchant, die mit ihrer Pianoversion von „Learning The Game“ eine intensive und fast schon herzzerreißende Stimmung erzeugt. Sehr ungewöhnlich, weil ungemein pittoresk ist die von David Campbell (Becks ‚Loser’ Vater) grandios arrangierte Interpretation von „Everyday“, die mit mantragleichem Marimbaspiel und Patrick Stump als knuffig intonierendem Leadsänger aufwartet. Zooey Deschanel hat Peter Asher durch seine Tochter Victoria kennen und schätzen gelernt. Ihr „It’s So Easy“ hebt einen Charakterzug in vielen Buddy-Holly-Songs besonders schön hervor: die ausgesprochene Leichtigkeit, die seine Kompositionen ausstrahlen und die die Melodien so ungemein vertraut wirken lässt. Den glänzenden Schlusspunkt setzt Ur-Monty-Python-Comedian Eric Idle, dessen kabarettistische Interpretation eine Hommage an Spike Jones und Spike Mulligan ist.

Dass das Album bei uns mit etwas Verspätung am 77. Geburtstag erscheint, fällt nicht ins Gewicht, dafür ist das Album einfach zu zeitlos gut. Die ebenso abwechslungs- und farbenreichen wie intensiven und authentischen Interpretationen werden jeden Rock’n’Roll-Fan schlichtweg begeistern. Ausgestattet mit ausführlichen Linernotes ist „Listen To Me: Buddy Holly“ eine große Verbeugung vor einem der unvergesslichen Musikergenies des 20. Jahrhunderts. Seine Karriere mag denkbar kurz gewesen sein, doch seine Wirkung könnte kaum größer sein. John Lennon, Keith Richards, Elvis Costello und etliche andere Superstars haben Buddy Holly geradezu vergöttert. „Listen To Me: Buddy Holly“ macht uns deutlich, warum. – His magic will definitely never fade away.

Tracklist:
Not Fade Away  – Stevie Nicks
Maybe Baby – Pat Monahan (Train)
Listen To Me – Brian Wilson
I’m Lookin‘ For Someone To Love – Imelda May
True Love Ways – Jackson Browne
Peggy Sue – Cobra Starship
Take Your Time – The Fray
Think It Over – Ringo Starr
Crying Waiting Hoping – Chris Isaak
That’ll Be The Day – Linda Ronstadt
Words Of Love – Jeff Lynne
Well … All Right – Lyle Lovett
Learning The Game – Natalie Merchant
Everyday – Patrick Stump
It’s So Easy – Zooey Deschanel
Raining In My Heart – Eric Idle

iTunes-Download-Bonus-Tracks
Look At Me – The Webb Sisters

www.listentomebuddyholly.com
www.india-media.de


Artist:  Various Artists
Release: Buddy Holly – Listen To Me
VÖ: 06.09.2013
Label: India Media / Rough Trade
Formate: CD

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